Saisonale Öffnungszeiten beachten: Nur von Mai bis Oktober!
Das Museum in Hungerturm und Steintor ist nicht barrierefrei.
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Die kleine Stadt Bernau (7 km nordöstlich von Berlin) hat etwas, was im Berliner Umland nicht oft zu finden ist – nämlich einen von der mittelalterlichen Stadtmauer umschlossenen Altstadtkern, von dessen historischer Bausubstanz der 2. Weltkrieg und die DDR-Zeit allerdings nicht allzu viel übrig gelassen hat.
Zur Stadtmauer... weiterlesen gehören neben 3 Stadttoren (von denen das Steintor erhalten und das Mühlentor 2013 wiederaufgebaut wurde) noch 42 Lughäuser und 2 Wachtürme.
Einer dieser Wachtürme ist der sogenannte „Hungerturm“ im Südosten der Altstadt. Dieser ca. 28 m hohe Rundturm aus rotem Backstein auf einem Feldsteinsockel mit seinen markanten Zinnen und der hervorstehenden pyramidenartigen Spitze wurde im 14. Jahrhundert erbaut und gehört zu den höchsten erhaltenen Stadtbefestigungstürmen in Brandenburg.
Von den beiden Wachtürmen konnte man weit ins Land hinein die Umgebung beobachten und einen heranrückenden Feind rechtzeitig erkennen.
Seinen Namen verdient der Turm einer seiner Funktionen - er war nämlich auch Stadtgefängnis.
Der Verteidigungscharakter des Turms zeigt sich auch bei seinem Zugang: ebenerdig ist der Turm nicht begehbar, sondern nur durch eine schmale Tür vom Wehrgang aus, der den Turm mit dem benachbarten Steintor verbindet. Das treppenlose Prinzip setzt sich im Turm fort: die einzelnen Etagen, die mit Schießscharten versehen sind, waren nicht miteinander verbunden und auch nur mittels Leitern zu erreichen, die im Fall, dass der Feind in den Turm eindrang, nach oben gezogen wurden. Die Verteidiger zogen sich Etage für Etage nach oben zurück. Flucht gab es für die Verteidiger in diesem Fall nicht – was blieb war Kapitulation oder der Tod.
Im unteren Teil des Turms befand sich das Verlies. In und, im besten Falle lebend, aus dem Verlies gelangten die Delinquenten nur durch ein sogenanntes „Mannloch“ in der 1. Turmetage, auch hier mittels Leiter oder per Seil.
Heute ist der Hungerturm Teil des Heimatmuseums Bernau im Steintor und, anders als der im Nordwesten stehende „Pulverturm“, begehbar.
Man gelangt in ihn durch den heute noch existierenden oberen Wehrgang vom Steintor aus – wie einst die mittelalterlichen Stadtsoldaten. Man befindet sich dann im 1. Turmgeschoss, wo sich auch der Zugang zu dem 8m tiefen, fensterlosen Verlies befindet. Wobei der Begriff „Zugang“ angesichts des runden Lochs im Boden etwas übertrieben ist. Ein Gitter schützt die Besucher davor, ins Verlies zufallen, gewährt aber einen Blick in den Knast.
Durch eine hölzerne Treppenkonstruktion gelangt man dann über mehrere Turmetagen bis zur Aussichtplattform auf dem Turm. Die einzelnen Etagen kann man heute an Hand der Schießarten und der Löcher im Gemäuer, wo früher die Balkendeckenkonstruktionen verankert waren, noch erahnen. An den Schießscharten kann man auch die erhebliche Mauerstärke des Turms erkennen.
Nach dem mühseligen Aufstieg über die schmale Holztreppe wird man dann mit einem herrlichen Blick über Stadt und Land belohnt.
Dem Aufstieg und dem Rundumblick folgt dann ein genauso mühseliger Abstieg.
Fazit: Schöner Blickfang und sehr empfehlenswerter Teil des Bernauer Heimatmuseums. Der Eintritt von 2 €uro für Erwachsene ist eher symbolisch.[verkleinern]