Es war am 03.10. 2012, als mir auf dem Weg nach Berlin die Idee kam über Potsdam und die Glienicker Brücke zu fahren.
Ich war erstaunt, wie viel Betrieb auf und um die Glienicker Brücke an diesem besonderen Tag herrschte und hier das Auto irgendwo abzustellen ... also daran war gar nicht zu denken.
So fuhren wir einige Meter, um dann nach links Richtung Pfaueninsel und zum Gasthaus Moorlake abzubiegen, wo wir mit Ach und Krach noch einen Parkplatz fanden ,erst einmal gemütlich Kaffee... weiterlesen tranken um uns dann bei herrlichem Frühherbst bzw. Spätsommerwetter auf einen Spaziergang entlang der Havel zu Schloss und Park Glienicke zu begeben.
Wundervolle Ausblicke genießt man von dem Weg, der entlang der Havel führt. Im Norden sieht man die Pfaueninsel deren weißes Schloss wie ein Schwan aus dem Grün der Insel herausragt, später sieht man am gegenüberliegenden Ufer die wunderschöne Sacrower Heilandskirche, die Jahrzehntelang im Niemandsland zwischen Ost und West dem Verfall Preis gegeben war.
Bis man vorbei am Jägertor und verspielten, mediterran anmutenden Gebäuden, wie zum Beispiel dem Casino bei Schloss Glienicke und der großen Neugierde zur Glienicker Brücke gelangt.
An der Königsallee , der ältesten und bereits 1795 gebauten Preussischen Chaussee entlang gehend gelangt man dann zum greifgeschmückten Johannitertor des Schlosses - um durch das "preussische Arkadien" zu wandeln.
Erste Absichten, Potsdam und Umgebung in ein Paradies zu verwandeln, gehen auf das 17. Jahrhundert zurück.
Erst unter Graf Karl Heinrich von Lindenau, welcher 1755 bis 1842 lebte, begann Glienickes Aufstieg zum herrschaftlichen Landsitz., der unter dem Nachbesitzer Fürst Karl August von Hardenberg, welcher etwa in der gleichen zeit lebte, fortgesetzt wurde.
Er beauftragte Schinkel mit Umbauten des Schlosses und Lenné mit der Anlage eines "Pleasuregrounds".
Unter Prinz Carl von Preussen (1801 bis 1883) erhielt das Anwesen seine bis heute weitgehend erhaltene Gestalt - einem Sommersitz im klassizistischen Stil.
Nach dem Tod des Prinzen Carl geriet das Anwesen aber zunächst in Vergessenheit und verfiel.
Im vergangenen Jahrhundert wurde das Anwesen jedoch nach und nach saniert und seit 1995 gehören die Gebäude zur Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin - Brandenburg.
Das Schloss ist heute zu besichtigen. Sehr schön ist der Gartenhof und interessant sind die Spolien nach Vorbild italienischer Renaissancepaläste, die die Mauern zieren.
Auf eine Besichtigung des Inneren verzichteten wir jedoch angesichts der fortgeschrittenen Zeit und des herrlichen Wetters, so dass wir uns entschlossen, vorbei an dem romantischen Klosterhof zum Casino zu spazieren, dessen inneres und Äußeres von einigen antiken Skulpturen geschmückt ist.
Vom Casino aus genossen wir einen herrlichen Blick über die Havel zum Belvedere auf dem Pfingstberg bis hin zu dem Nedlitzer Kirchberg.
Wir begaben uns zurück zu dem Klosterhof, der mich wie magisch anzog und zugleich mein Lieblingsplatz im Park von Schloss Glienicke ist. Im Jahre 1850 fertig gestellt, wurden viele Spolien aus dem 1844 auf der Insel Certosa bei Venedig abgerissenen Kloster St. Andrea eingefügt.
Im Vorhof befindet sich eine ein mittelalterlicher Markuslöwe auf einer byzantinischen Granitsäule.
Das Figuren kapitel mit dem angeketteten Affen stammt vom "Schiefen Turm" zu Pisa.
Der Eingang mit schmiedeeisernem Tor ist gesäumt von gotischen Doppelsäulen.
Weiterhin trägt ein Atlant auf einer kleinen Marmorsäule einen Sarkophag, der sich ursprünglich im Dom zu Padua befand.
Gar in das 11. bis 13. Jahrhundert zu datieren sind eingemauerte Zierscheiben.
Einst bewahrte die Schatzkammer den mittlerweile nach Goslar zurück gekehrten Kaiserstuhl.
Von dort verliessen wir den Park zur Havel hin durch das mit Hirschen geschmückte Tor, um an der Havel wieder vorbei an Hofgärtner- und Dampfmaschinenhaus von 1838, der Teufelsbrücke ebenfalls von 1852 und dem Jägerhoftor zurück zur Moorlake zu gelangen.
Ein sehr empfehlenswerter Spaziergang, für den man sich jedoch mindestens 2 Stunden Zeit nehmen sollte.
Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Schloss gut zu erreichen: Von Potsdam Hauptbahnhof mit der Tram 93 bis Glienicker Brücke oder von Berlin mit dem Bus 316 bis Schloss Glienicke.
Das Schloss ist von April bis Oktober dienstags bis sonntags und von November bis März samstags und sonntags geöffnet.
Aktuelle Öffnungszeiten und weitere Infos erfährt man unter www.spsg.de .
Auf dem Weg entlang der Havel zwischen Moorlake und Glienicker Brücke kann man das ganze Jahr über spazieren gehen, da er außerhalb des Parks verläuft.
Der Nordteil des Parkes ist wegen Baumbruchgefahr nicht vom Uferweg durchweg zugänglich.
Das Schloss selbst ist nicht barrierefrei und für Rollstuhlfahrer nur bedingt geeignet.[verkleinern]