Der heutige Stadtteil Köpenick ist nachweislich älter als die eigentliche Stadt Berlin, denn hier lassen sich die ersten Siedlungsspren der Slaven auf das 9. Jahrhundert zurück datieren. Doch die erste Urkundliche Erwähnung von „Copnik“ stammt aus einem Dokument, das sich auf einen Tag genau bestimmen läßt und zwar, den 10. Februar 1209, in dem es um Besitzungen des Geschlecht der Wettiner geht.
Doch das ist nicht mein Thema, doch die Geschichte spielt jedoch eine wichtige Rolle, denn was... weiterlesen soll eigentlich erwarten, wenn man ein Begriff wie „Heimatmuseum“ hört? Ich ging davom aus, dass es eine kleine Klitsche sein wird, wo der „übliche Verdächtige - Der „Hauptmann“ und sein Leben beleuchtet wird, ggf. einige Scherben, Kopien irgendwelcher Dokumente, die mit nicht so weit zurückliegenden Ereignissen sich befassen, doch da habe ich mich reichlich getäuscht! Wir sind wirklich begeistert und da es noch keiner darüber geschrieben hatte, ist es wohl (noch) ein Geheimtipp!
Das Heimatmuseum ist im ältesten Fachwerkhaus von Köpenick untergebracht, das sich auf das Jahr 1665 zurück datieren lässt, der Eigentümer Peter Bock bekam es vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm geschenkt, denn er galt als zuverlässiger Wildpfleger seiner Gnaden und somit war er ein vermögender und einflußreicher Bewohner der Stadt Köpenick gewesen.
In den folgenden Jahrhunderten wechselte dieses Anwesen den Besitzer und somit deren Bestimmung : Privathaus, dann war es mal ein Gasthaus, bis 1857 die Kommune es selbst erwarb. Die weiteren Etappen kann man hier dokumentiert sehen: es war eine Volksschule, „Kinderbewahranstalt“und „Armenhaus“ (die Formulierung stammt aus dem offiziellem Infoblatt des Museums). In den Jahren 1908/09 erfolgte eine bauliche Umgestaltung, sodass es als eine Volksbibliothek und ein Kindergarten dort untergebracht werden konnte. Ab 1919 ist es komplett als „Kindergartenheim“ (s.o.) geführt worden.
Nach dem zweiten Weltkrieg stand es wohl leer, es gab sogar Pläne es abzureissen, da es nicht den Vorstellungen der DDR STADTPLANER passte, zum Glück ist es nicht geschehen, sonst, den Rest kann man sich schon denken...
Die Räume sind relativ klein, doch es lohnt sich einen genauen Blick darauf zu werfen: Schon am Eingang wird man von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sehr zuvorkommend begrüßt, der Eintritt ist frei, doch Spenden werden gerne gesehen. Ich weiß nicht, ob es einen separaten Eingang für Rollifahrer gibt, der Haupteingang ist wirklich ungeeignet dafür, da einige Treppenstufen bewerkstelligt werden müssen. Alle Anschauungsräume befinden sich auf einer Ebene.
Auf den Eingangsbereich komme ich etwas später zurück, im drauffolgenden Raum konnte ich meinen Augen kaum trauen, denn an einer Seite des Raums wurde gezeigt, wie man ein Fachwerkhaus errichtet in seinen einzelnen Phasen und die Unterschiede, wenn mal mit Lehm oder Ziegel dabei verwendet. Für mich als Großstädterin war es mehr als Aufschlussreich! In jedem Raum kann man Artefakte hinter Glas sehen, die ein bestimmtes Zeitfenster umfasst.
Im nächsten wird auf die Geschichte des Schlosses eingegangen (darüber erfolgt ein separater Bericht) Zuerst wegen der dort ausgestellten Kleidung wurde der Eindruck vermittelt, dass es sich um das eines Dienstmächens sein könnte, denn es erinnerte mit der weißen Schürze davor stark an die im 19. Jahrhundert. Mit meiner Einschätzung lag ich total daneben, denn es ging um die Verträge, die der preußische Kurfürst Friedrich Willhelm (auch der große Kurfürst genannt) mit den Hugonotten (Religionsflüchtlinge aus Frankreich, die dort ihren Protestantischen Glauben nicht ausüben durften), die sich hier niederlassen und ihr Handwerk ausüben konnten. Diese Maßnahme war mehr als notwendig nach den verheerenden Auswirkungen nach dem 30-Jährigem Krieg. Das geschah genau am 29. Oktober 1685 (nach dem gregorinischen Kalender, der hier noch nicht eingeführt wurde), dadurch gewann Preußen und Brandenburg ca. 20.000 neue Anwohner. Diese strengen dunklen Kleider stehen im extremen Gegensatz zu den farbenfrohen des Hofes, die man ebenfalls hier nachgeschmeidert zu Gesicht bekommt. Dadurch wurde dieses Landstrich nachhaltig geprägt und seine Wirtschaft florierte.
Die Siedlungspolitik spielte auch bei einem weiteren raum eine Rolle, denn Köpenick wurde einige male um die umliegenden Fischerdörfer wie Rahnsdorf odser Schmöckewitz erweitert. Man kann anhand der ausgestellten Objekte sehen, mit welchen Gerätschaften es geschehen ist :Reusen, Netze und andere Geröte vermitteln wie schwer es gewesen sein muss...
Wenn man an die Geschichte denkt, besonders die der Preußen, weiß man wie straff das Militär organisiert war. So gibt es nicht nur um den vermeitlichem „Hauptmann“, sondern schon wesentlich früher prägte es das Leben der Bevölkerung, so kann man hier auch eine Montur eines Grenadiers (denke kein Original) sehen kann, der in Friedrichshagen (Gegründet 1753) zu finden war, so wie die Vorläufer der Textilindustrie in diesem Bereich.
Auf Grund dessen verwundert es nicht, dass der erste und zugleich letzte Raum sich allen Aspekten des Textilwesens beschäftigt: Walkmaschinen, die das Pletten der Wäsche vereinfachten, denn 1873 wurde unweit von hier wurde eine „Anstalt zur chemischen Reinigung, Wäscherei und Färberei“ durch Wilhelm Spindler eröffnet.
Paar Aspekte möchte ich zum Schluss noch erwähnen: natürlich wurde der Schuster Wilhelm Voigt, besser besser bekannt als „Hauptmann von Köpenick“ ein eigene Ecke zugeteilt, das einzige, was und neu war, dass er verarmt in Luxemburg am 3. Januar 1922 verstarb. Sein Vermächtnis für die nachfolgenden Generationen ist, dass die Obrigkeit selten Recht hat und ein kleiner Mann es ad absurdum führen kann, denn gegen die Bürokratie ist meistens (auch heute) kein Kraut gewachsen... Doch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts hatte es größere Wirkung als heutzutage.
Nachdem Köpenick im April 1920 wie weitere heutige Stadtteile eingemeindet wurde, entwickelte es sich zu einem Naherholungsgebiet auch diese und einige andere Seiten dieses ehemals unabhängigen Ortes werden hier beleuchtet. Doch bevor man das Heimatmuseum verlässt werden in einem Seitenraum (jedenfalls bei unserem Besuch) die gestifteten Exponate gezeigt, die sonst nur im Depot vor sich hin schlummern. Bei einigen davon zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht: ein kleiner Koffer, den ich selbst als Kind gehabt hatte, der teure (Sowjetische) Markenapparat, den mein Vater immer benutzte und Spielsachen, die ich aus dem Fernsehen her kannte. Da werden sicherlich nicht nur bei mir Erinnerungen wach...
Ein tolles Haus, das keinen Vergleich mit so gennanten „Stadtmuseen“ in kleineren Orten zu scheuen braucht, das ein wenig versteckt in diesem Stadtteil liegt.[verkleinern]