Im protestantisch geprägten Preußen war ein Neubau einer katholischen Kirche und zwar in der unmittelbaren Umgebung des Berliner Stadtschlosses einem Tabubruch gleich gekommen! Doch wie konnte es dazu kommen, dass an einer so wichtigen Stelle vor mehr als 260 Jahren mit dem Bau dieser klassizistischen Kirche begonnen wurde?!
An der Stelle müssen mehrere Faktoren erstmals erwähnt werden. Über Jahrhunderte galt die Devise: „Cuius regio, eius religio“- da ich es selbst nur aus dem... weiterlesen Geschichtsunterricht her kenne- das besagt wer regiert, bestimmt die Religion seiner Untertanen, das war bis 1747 auch in Brandenburg der Fall!
Es liegt im Naturell mancher Leute, das zu begehren, was einem gar nicht gehört, wie auch bei Friedrich (dem Großen) der Fall gewesen ist, denn es ging zum einen um Macht- aber auch Territorialgewinn bei den sog. Schlesischen Kriegen. Ohne sich in Details der ganzen Auseinandersetzung zu vertiefen, der Preußische König Friedrich II. konnte das Objekt seiner Begierde – Schlesischen als Teil seines Reiches dazu zählen, trotz dass lange nicht danach ausgesehen hatte...
Da wir uns Mitten in der Aufklärungszeit befinden, erließ der Monarch ein Dekret, das besagte, dass „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“! das sich sogar bis heute als Geflügeltes Wort in unserem Sprachgebrauch erhalten hatte! Sicherlich hat es nicht jeden gepasst, doch ein Herrscher – ein Wort und das gilt!
Wie so häufig vorkommt, im Laufe der Zeit hat sich in Berlin eine immer stärker werdende katholische Gemeinschaft gebildet, die aus den Annektierten Gebieten auf der Suche nach Arbeit hierhin gekommen sind. Da wurde bald nach einer Forderung nach einer entsprechenden Kirche laut.
Diese Bitte wurde auch dem König vorgetragen und dieser hat sich damit einverstanden erklärt. Da ihm die Zufriedenheit seiner Bevölkerung wichtig war, erlaubte er, dass die Ziegelsteine von der ehemaligen Bastion verwendet werden dürften. Bei deren Errichtung wurde auch an ihn gedacht und unter dem Vordach ein Lobspruch, der auf ihn verweist und ihm dafür dankt, dass die Hedwigskirche durch die Unterstützung von Angelo Maria Quirini vollendet werden konnte.
Das geschah bei der Weihe im Jahr 1773, die Arbeiten aber begannen bereits 1747 mit der Grundsteinlegung, doch die Ausbauarbeiten zogen sich weitere 5 Jahre.
Wenn man sich das Äußere anschaut, muss man unwillkürlich an das römische Vorbild – Pantheon denken, der Gedanke ist gar nicht so abwegig, denn es soll, die Geisteshaltung Friedrichs II. widerspiegeln, der die Religionsfreiheit garantierte.
Der Name dieser Kirche wurde bewusst gewählt, denn die polnische Herzogin Hedwig (von Andechs) ist schon kurz nach ihrem Tod zur Patronin Schlesiens erhoben worden und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit, nicht nur bei den Katholiken, denn sie galt als sehr klug und barmherzig, damit war sie ein Vorbild für ihre Nichte, die Heilige Elisabeth von Thüringen gewesen, die ihr nacheiferte.
Doch wenn man denkt, dass Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff der einzige Baumeister gewesen war, der hier seine Vorstellungen realisiert hatte, der irrt sich, denn bereits 1886/87 wurde die Kirche umgebaut.
Da die sehr stark im 2. Weltkrieg zerstört wurde, stammt die Innenausstattung aus der Nachkriegszeit. Die scheint nicht so ganz rein zu passen, denn hier wurden die typischen Materialien der Zeit verwendet: Metall und Beton. Durch die Runde Form bedingt, hat man unterschiedlichen Eindruck vom ganzen, je nach dem wo man sitzt. Das was man im Inneren zu sehen bekommt, ist bis auf wenige Ausnahmen schon modern, darunter sind die Wandteppiche aus dem Jahr 1960-80-er Jahren wohl die Jüngsten.
Durch die Zweiteilung des Innenraums blickt man in die Krypta, die durch eine Treppe zu erreichen ist, doch paar Sachen möchte ich doch noch über die hier befindlichen alten Skulpturen berichten: zum einen gibt es eine Madonna mit Kind, ein Geschenk von Kardinal Döpfner. Die spätgotische Figur lässt sich der Ulmer Schule zuordnen und wurde um 1500 hergestellt.
Zwischen der Ober- und Unterkirche zwischen dem Altar und den Sitzgelegenheiten steht eine Kostbarkeit: Heiliger Petrus, die der schönen Schule von Siena zuzuordnen ist. Das Herstellungsdatum wird um 1340 datiert. Es soll daran erinnern, dass die Kathedrale seit 1930 ein eigenständiges Bistum bildet. Im Vorraum der Kirche wird seine Wechselvolle Geschichte auf Mehreren Tafeln zwischen der Nazizeit und heute erläutert.
In der Unterkirche gibt es zum einen mehrere Kapellen, die als Ruhestätte der hiesigen Bischöfe dienen, nicht alle sind jedem Zugängig. Besonders erwähnenswert ist die von Bernhard Lichtenberg, der ein Opfer der Nazianalsozialisten wurde, weil er sich dem Regime widersetzte und während eines Transports nach Dachau am 5. November 1943 verstarb.
Man kann die Kathedrale kostenlos besichtigen, ich bin mir nicht sicher, ob es einen separaten Eingang für Rollifahrer gibt, den man sonst nimmt, ist sicherlich nicht geeignet. Wenn man als Gruppe eine Führung machen möchte, ist es ratsam ein Termin zu vereinbaren, doch in solchen Fällen ist es kostenpflichtig!
Die Toiletten befinden sich in einer Barake hinter der Kirche, für die Sauberkeit sorgt eine Dame, daher muss an der Stelle ein kleiner Obulus entrichtet werden.
Wegen der Benotung schwanke ich ein wenig, denn es ist schon etwas besonderes, wenn man nur das äußere Betrachtet, doch nur wegen des schönen Licht, der durch die Kuppel reinfällt, ändert es nichts an der Tatsache, dass es ein befremdliches Gefühl hinterlässt, denn es ist nicht nur wegen der Bauweise als kühl zu bezeichnen, sondern auch aufgrund der kargen Ausstattung, die hier vorzufinden ist. Doch der Chor, den wir hier gehört haben, lässt mich wehmütig werden. Das hebt meine Benotung nach oben: gute 3 Sterne erhält es von mir.
Da während unserers Aufenthalts eine Baustelle direkt vor der Kirche gegeben hatte, konnte ich keine Außenaufnahmen machen, es wäre nett, wenn sie jemand beisteuern könnte![verkleinern]