Einen Versuch wert
Heute besuchten wir erstmalig dieses türkische Lokal, das sich schon seit vielen Jahren am Ort befindet. Außer uns waren nur wenige Gäste anwesend, diese vergnügten sich an der kleinen Bar und an den Geldspielautomaten und bescherten damit den Umsitzenden (uns) eine unangenehme Geräuschkulisse.
„Jede Bestellung wird frisch zubereitet“, lässt die angenehm übersichtliche Speisekarte verlauten, „mit Wartezeiten ist zu rechnen“- eine großartige Gelegenheit für... weiterlesen Feldstudien.
Das Ambiente... very strange: teils türkisch-traditionell, teils deutscher 50-er-Jahre Muff, stark an einen Fernfahrer-Grill weitab von der Autobahn erinnernd - absolut schräg ! Wir zählten einige Brandlöcher in den dunkelroten Chintz-Tischdecken, tapfere Überlebende der harten 90-er. Wände und Decke in Gelb-Ockertönen, dazu Heizkörper mit gelb-bräunlichen Belägen und ein Teppichboden in dunklem Grau. „Jahrelang durch stramme Raucher gegerbt,“ vermutete mein Mann, „nur schade, dass seitdem scheinbar nicht renoviert wurde !“. Ja, wirklich schade, denn die ohnehin schon recht dunklen, schlauchartigen Räume mit den niedrigen Fenstern wirken dadurch ziemlich düster und ein bisschen zu abgerockt.
Trotz diverser „Rauchen verboten“-Schilder zündete sich eine der Spielautomaten-Damen eine Zigarette an, während ihre männliche Begleitung „Hey Türke“ Richtung Küche brüllte. Oha ! Was für eine Stimmung… Nicht angenehm für mich, aber da mussten wir nun eben durch.
Sehr zu loben: der Kellner. Schnell und aufmerksam, dabei zurückhaltend-freundlich - das gefiel uns gut. Als er endlich nach über 30 Minuten das heftig herbeigesehnte Essen brachte, stürzten wir uns wie Geier darauf, waren aber mit dem Ergebnis leider nur bedingt zufrieden. Mein Mann bemängelte die fehlende Würze in seinen Köfte und die Maggi-artige Saucenkreation und war sichtlich enttäuscht. „Wären wir doch bloß in Lübeck zu unserem Favoriten-Grill gegangen - so, wie ich es vorgeschlagen hatte…“ schien sein dezent genervter Blick zu sagen. Zum Glück verdirbt uns so etwas nie die Laune, wir lachen dann und lästern genüsslich und buchen es unter Erfahrung.
Mein Gericht hatte ich aus zwei Vorspeisen zusammengestellt (Mücver = Zucchini-Bratlinge und Nakasch = würzige Paste mit Brot, dazu Salat mit für mich zu süßem Dressing); schmeckte ganz OK und kam eher übersichtlich daher.
Die knusprig-harten Bratlinge waren schön heiß und eindeutig frisch zubereitet - und sollten mich auch noch mehrere Stunden nach dem Verzehr an sich erinnern: durch Aufstoßen. :(
Die Rechnung belief sich auf 25 Euro inkl. 10 % Tip für den vorbildlichen Service. Den zum Abschied freundlich angebotenen Schnaps lehnten wir dankend ab.
Fazit: Gerade so drei Sterne - und wir werden es wohl bei diesem Besuch belassen.[verkleinern]
