Sehr skeptisch halte ich die Verpackung des Salbeitees in den Händen. War nie begeistert von Sidroga gewesen. Aber mein Salbeiteevorrat war aufgebraucht und ich hatte es dummerweise versäumt von der Apotheke bei meiner letzten Bestellung den guten Salbeitee von Bombastus mit zu bestellen und mir bringen zu lassen.
Als ich dieses Versäumnis bemerkte, war zufällig mein Nachbar zugegen. Kein Problem meinte er - er habe einige Packungen Salbeitee als Vorrat daheim. In den Herbst- und... weiterlesen Wintermonaten ginge ihm der nie aus. Allerdings schwört er auf Sidroga. Da könnte ich eine Packung von ihm bekommen.
Ich war alles andere als begeistert, ließ es mir aber nicht anmerken. Immerhin war er hilfsbereit und spendabel - die Packung schenkte er mir. Das nennt man tolle Nachbarschaftshilfe! Ich nahm dankbar die Packung entgegen. Egal, sagte ich mir, wenigstens hatte ich nun für meine Beschwerden Salbeitee.
Also schob ich meine Skepsis beiseite, immerhin ist Sidroga Marktführer mit ihren Arzneimitteltees in Deutschland und nicht nur hier extrem erfolgreich, sondern auch in Österreich und in der Schweiz. Dort, in Rheinfelden und im deutschen Bad Ems hat Sidroga ihr Unternehmen. Seit 1873 steht Sidroga für Heilkraft und Wohlfühlpotenzial für die ganze Familie. Und stetig wird das Sortiment erweitert. Also der Erfolg muss ja nicht von ungefähr kommen, denke ich mir und öffne die Packung. Verpackte einzelne Filterbeuteln schauen mir entgegen. Bin bei gesundheitlichen Beschwerden eigentlich recht pingelig was Teequalität anbetrifft und da reicht nun mal Tee in Filterbeuteln nicht an losen Tee heran. Außerdem ist es ökologisch nicht sinnvoll, wenn auch noch jeder Teebeutel einzeln verpackt ist. Das brauch nun wirklich nicht zu sein!
Mittlerweile schaltet sich mein Wasserkessel aus. Rasch gebe ich den Filterbeutel von Sidroga in eine Tasse und gieße sprudelndes, heißes Wasser darauf. Der Duft von Salbei steigt mir in die Nase, allerdings etwas streng und beißend, nicht gut und würzig duftend.
Ich beobachte, wie mein Heiltee im Wasser zieht - entfalten ist schließlich das falsche Wort, denn das kann der Tee, so wie der in den Filterbeuteln eingezwängt ist, nicht. Das Wasser nimmt schnell Farbe an. Zu schnell, wie ich finde. In wenigen Sekunden ist er schon sehr, sehr dunkel. Typisch Sidroga, denke ich. Daran hat sich nichts geändert. Die angegebene Ziehzeit kann man nicht einhalten, wenn man keinen schwarzen und sehr bitteren Tee möchte. Und das hat mich schon immer an Sidroga gestört: die Dosierung in den Filterbeuteln entspricht nicht dem Endergebnis, den der Teetrinker am Ende von seinem Tee erwartet. Wenn man wirklich die Ziehzeit einhalten würde, bekäme man einen unappettitlichen, nicht wohlschmeckenden Tee. Also nur kurz, ein paar Sekunden im Wasser, und dann schwupps, raus mit dem Filterbeutel!
Nachdem er etwas abgekühlt ist, trinke ich ihn langsam in kleinen Schlucken. Er soll ja helfen. Aber ich rümpfe die Nase. Obwohl ich ihn wirklich nur sekundenlang ziehen lassen habe, schmeckt er bitter und hinterlässt ein pelziges Gefühl auf der Zunge, was ich als Salbeitee-Kennerin nicht gewohnt bin. Und erst der Duft! Aufdringlich und nicht gerade würzig nach Salbei!
Nein, ein Teefan von Sidroga war ich noch nie und werde es wohl auch nie. Für mich muss Heiltee anders schmecken - nicht bitter, mit einem pelzigen Nachgeschmack, sondern individuell nach dem Heilkraut, den ich als Tee trinke und auch genießen möchte.[verkleinern]